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Austausch Kamen – Montreuil-Juigné – Teil 1

Nach zwei Jahren Abstinenz hieß es endlich wieder „On y va !“ und so brachen frühmorgens am 21. September 36 Schülerinnen und Schüler mit ihren drei begleitenden Lehrerinnen gen Westen auf, um den jahrelangen Austausch und die Städtepartnerschaft zwischen Kamen und Montreuil-Juigné wieder aufleben zu lassen. Die etwa zwölf Stunden lange Hinreise verlief – nicht zuletzt dank unserem kompetenten Busfahrer Alain – problemlos; besonderes Highlight war der kurze Blick auf den Eiffelturm samt anschließender Pause an der Périphérique von Paris. Kurz vor Ankunft in Montreuil-Juigné stieg dann doch die Aufregung und der ein oder andere vergaß bei Ankunft glatt den Namen seines oder seiner Austauschpartner/-in. Das ganze tat der herzlichen Begrüßung jedoch keinen Abbruch und so verschwand die Kamener Schülergruppe mit ihren Gastfamilien fast schneller, als man „Au revoir“ sagen könnte.

Am nächsten Morgen ging es erst einmal mit in den französischen Unterricht am Collège Jean Zay. Dabei wurde festgestellt, dass es doch einige Unterschiede zwischen dem deutschen und französischen Schulsystem gab. Besonders beliebt war der Gong des Collège: ein aktueller Popsong, der von den französischen Schülerinnen und Schülern selbst eingespielt wurde.

Die Franzosen ließen es sich nicht nehmen und begrüßten uns ganz offiziell mit Allem, was in Montreuil-Juigné Rang und Namen hat: Zunächst gab es eine Begrüßung in der Schulkantine durch Schulleiterin, Stellvertreterin und Schulmanagerin mit frischen Croissants und Apfelsaft und später einen Empfang im Rathaus mit dem Bürgermeister und noch anderen Vertreter*innen. Am Nachmittag machten wir auch schon unseren ersten Ausflug: Es ging in das Teppichmuseum Jean Lurçat nach Angers, der Hauptstadt des Département Maine-et-Loire. Während die Teppiche nicht bei jedem für Begeisterung sorgten, hat das Gebäude – ein ehemaliges Krankenhaus – doch großen Eindruck hinterlassen. Danach blieb noch Zeit für eine kurze Tour durch die hübsche Altstadt von Angers.

Am Freitag ging es dann zusammen mit den französischen Austauschpartnern und -partnerinnen ins Futuroscope, einem Freizeitpark in der Nähe von Poitiers. Zwischen den montagnes russes, 4D-Kinos und anderen Attraktionen blieb noch Zeit für das mitgebrachte picnic. Résumé: Die längere Fahrt dorthin hat sich gelohnt und wir waren eingestimmt auf das Wochenende, für das die französischen Gastfamilien sich ein buntes Programm überlegt hatten!

In der großen Gruppe sahen wir uns erst am Montag wieder. Wir fuhren noch einmal nach Angers, aber dieses Mal auf die andere Seite des Flusses Mayenne. Dort besichtigten wir mit unserer Führerin Hedwig, die wir bereits aus dem Teppichmuseum kannten, das berühmte Schloss von Angers. Hier gibt es noch eine Original-Falltür aus dem Mittelalter! Gelegenheit zur weiteren Besichtigung der Département-Hauptstadt gab es mit der Stadtrallye, in der sechs Schülergruppen gegeneinander antraten und um einen kleinen Preis lokaler Produkte rangen. Sportlich ging es auch am Nachmittag weiter: Beim Badminton-Turnier traten die Austauschtandems gegeneinander an und es gab spannende Matches zu sehen.

Am Dienstag verließen wir das Département Maine-et-Loire und es ging in die Bretagne. Die wird auch in unserem Schulbuch Découvertes behandelt, aber einmal selbst das raue Klima am Atlantik zu erleben oder eine bretonische Crêpe (bzw. Galette) zu essen, ist etwas ganz anderes! Zuerst ging es zu einer Saline, also einem Ort, an dem Salz produziert wird. Die machten mit uns definitiv ihr Tagesgeschäft! Es war auf jeden Fall sehr cool, durch die vielen großen Becken der Salzgewinnung geführt zu werden, auch wenn die Salzernte bereits vorbei war. Von der Saline in Saillé ging es weiter zum Atlantik nach Le Croisic. Dort hatten wir Zeit für uns und kauften einige Souvenirs. Noch mehr Souvenirs (und Schokolade!) kauften wir anschließend in Guérande, einem hübschen mittelalterlichen Städtchen unweit des Atlantiks. Die Stadt ist noch komplett von einer Stadtmauer umrandet und hat viele kleine Läden. Hier konnten wir auch eine Pause in einer der vielen Crêperien machen – lecker!

Schon war Mittwoch und damit brach unser letzter Tag an, an dem jedoch noch mal ein Highlight auf uns wartete: Es ging zum „Musée de l’Ardoise“, dem Schiefermuseum in Trélazé. Der blauschwarze Schiefer ist nämlich Charakteristikum für die Region um Angers und hat damals für Reichtum gesorgt. Heute gibt es kaum noch Leute, die dieses Handwerk beherrschen – umso cooler war die Vorführung, die wir dort bekamen! Danach konnten wir sogar selbst unsere eigene Schiefertafel schneiden und mit nach Hause nehmen.

Und so gingen die acht Tage Frankreich-Austausch wie im Fluge vorbei. Es musste sich durchaus einigen Herausforderungen (und zwar nicht nur sprachlichen) gestellt und so manches Heimweh bekämpft werden, insgesamt hat es sich aber mehr als gelohnt, sodass so mancher beim Abschied einen Kloß im Hals hatte. Aber: Im März heißt es „Bienvenue à Kamen !“ und dann dürfen wir die Gastgeber sein!

Und so war der Austausch aus Schülerperspektive:

Wie fühlt es sich an, wenn man einfach seine Sachen packt, in ein fremdes Land fährt und eine Woche zusammen mit einer kleinen Gruppe „der Ausländer“ ist? Bei einer Gastfamilie zu sein und die Sprache nur durch ein paar Jahre Schulunterricht zu können? – Das hört sich erst einmal befremdlich an. Aber genau diese Befremdlichkeit weckte Neugier und so lebte ich ca. eine Woche in einer französischen Gastfamilie. Vorher wusste ich nicht viel. Das „Typische“ halt: Sie essen viel Käse und Süßigkeiten. Meiner Austauschpartnerin ging es ähnlich. Auf meine Frage antwortete sie: „Uhm… nicht viel… aber dafür ist der Austausch ja da!“, und sie lächelte. In meiner Gastfamilie habe ich allerdings sehr viel Neues gelernt: Das ganze Schulsystem ist anders, es gibt (für mich) „komische“ Angewohnheiten (z. B. ist die Butter im Kühlschrank und wird blockweise aufgetragen) und noch viel mehr. Allerdings ist auch viel gleich. Meine Austauschpartnerin Katell meinte, sie habe nur erfahren, dass ich zu ganz anderen Zeiten esse. Katell meinte weiterhin, sie schätze am meisten an Deutschen, wie viel sie lernen – ich hatte mich mit ihr unterhalten, was wir jeweils in der Schule lernen.

Ich schätze sehr, wie unfassbar freundlich und verständnisvoll die Franzosen mir gegenüber waren. Eine sehr schwierige Frage war, was wir gegenseitig gerne aus dem Land übernehmen würden. Ihre Antwort war, dass sie mich mit großen Augen ansah und dann sagte (übersetzt): „Uhm, um das zu beantworten, weiß ich immer noch zu wenig über Deutschland… Wir reden noch einmal, wenn ich bei dir war!“ Ich für meinen Teil würde sehr gerne die Schulklingel des Collège Jean Zay (frz. Schule) übernehmen. Statt dem typischen Klingeln spielt dort zehn Sekunden lang Musik, die die französischen Schüler selbst aufgenommen haben.

Meine Austauschschülerin und ich sind uns einig, dass es sehr wichtig ist, einen solchen Austausch zu machen, vor allem, um die Nationen in Kontakt zu bringen. Wir beide würden gerne mehr über die jeweils andere Kultur erfahren und freuen uns sehr auf das Wiedersehen im März!

Hannah Schwarze, Eph