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Nachruf: Susanne Krahe

Liebe Schülerinnen und Schüler,  

sehr geehrte Eltern und Erziehungsberechtigte, 

liebe Kolleginnen und Kollegen, 

viele Male besuchte Frau Susanne Krahe jährlich einmal unsere Schule, um den Schülerinnen und Schülern der Q1 im Rahmen einer Lesung einen Einblick in verschiedene Themenbereiche zu geben. Im vorletzten Jahr musste die Veranstaltung aus Gründen des Infektionsschutzes online stattfinden, im letzten Jahr fiel sie leider krankheitsbedingt aus. Nun wird es keine weiteren Lesungen mit Frau Krahe geben, da sie am 20.8.2022 im Alter von 62 Jahren verstarb. Wir trauern um eine großartige Frau, die durch Weitergabe ihrer Erfahrungen das Schulleben sehr bereicherte. 

Wer Frau Krahe in den Lesungen erlebte, ging nachdenklich hinaus. Es ging um das Thema Organspende, denn Frau Krahe lebte selbst viele Jahre mit zwei fremden Organen und hat dies auch literarisch verarbeitet. In den Lesungen ging es außerdem um das Thema Blindsein sowie die beängstigende Situation, plötzlich sein Leben komplett umstellen zu müssen.  

Wer jetzt denkt, dass die Lesungen mit einer Gruppe trauriger junger Menschen und einer Moderatorin voll Selbstmitleid stattfanden, der irrt. Vielmehr sprach Frau Krahe die ernsten Themen so an, dass eine produktive Nachdenklichkeit bei den Schülerinnen und Schülern, aber auch bei den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern einsetzte. Es wurde auch viel gelacht, wenn z.B. aus der Autobiographie vorgelesen und die Situation geschildert wurde, wie eine Nichtblinde mit einer Brille aus Pappe mit einer Blinden ins Restaurant geht und alle Widernisse kennen lernt, die einer Blinden täglich begegnen. 

An unserer Schule bildete folgende Textstelle immer das Ende der Lesung:  

         Im Café die Gespräche an den Nachbartischen belauschen.

         “Guck mal, die ist blind!”

          Aufstehen.         

          Laut fragen: “Na und?” 

Es bleibt zu wünschen, dass Frau Krahe bei unseren Schülerinnen und Schülern ein Gefühl hinterlassen hat, dass auch Schicksalsschläge zu bewältigen und zu tragen sind. Sie hat es uns vorgelebt und dafür verdient sie unseren großen Respekt.